Als die ÖH eine „akademische Fragestunde“ mit Frau Bundesministerin Karl organisiert hat, mag es anfänglich überrascht haben, dass diese nun vom Demonstrationsfieber geheilt ist und das konstruktive Gespräch gesucht wird. Viel weniger überrascht hat dann, dass die linke ÖH diesen Eindruck innerhalb kürzester Zeit relativiert hat. Begonnen damit, dass die mandatsstärkste Fraktion (AG) zwar ein-, aber schnell auch wieder ausgeladen, wurde mitzudiskutieren, oder dass die ÖH der Uni Wien ihre Mitglieder erst 5 Stunden vorher über diese Veranstaltung informiert hat, hat sich im Vorfeld nur ein durchgehend vorhandener roter Faden finden lassen: „Nur diejenigen, die unserer Meinung sind, sollen mitreden können!“ Mit dieser Art von Zugangsbeschränkungen ist die linke ÖH offensichtlich einverstanden.

 

Wer aber immer noch der Hoffnung war, dass es sich um ein konstruktives Gespräch handeln könnte, wurde schon zu Beginn der „Diskussion“ eines Gegenteiligen belehrt, als die Ministerin bei ihrem Eintreten ausgebuht wurde. Dem noch nicht genug, wurden aus dem Publikum in unregelmäßigen Abständen der Wunsch eines Rücktritts von Frau Minister Karl gefordert, in nahezu jeden Satz „wertete“ zumindest ein Fäkalausdruck „auf“. Das durchgehend linke Auditorium verweigerte aber auch der Ministerin ihre Antworten bzw. unterbracht durch Zwischenrufe und anderen Möglichkeiten Lärm zu erzeugen. Auch wenn man sicher einige Wortmeldungen der Frau Minister kritisieren kann (und muss), sollten angehende Akademiker doch zumindest in der Lage sein, jemanden aussprechen zu lassen und andere Meinungen zu akzeptieren. So hat Frau Minister Karl unter anderem kundgetan, dass sie PERSÖNLICH für Studiengebühren ist, diese aber politisch nicht forcieren wird. Aber Meinungsfreiheit ist offensichtlich nur solange ein schützenswertes Gut, solange es sich um die eigene Meinung handelt. Sowohl das Auditorium als auch die am Podium Diskutierenden folgten diesbezüglich eher dem Leitsatz „jeder hat ein Recht auf meine Meinung“.

 

Die gesamte Diskussion wirkte für unbeteiligte Zuseher – vielleicht auch aufgrund der zahlreichen Beschimpfungen aus dem Publikum – eher wie ein Schauprozess der kommunistischen Ära denn wie eine Fragestunde. Das Publikum und die Diskutierenden der ÖH haben es aber dabei geschafft, sich und den gesamten Protest, den sie vertreten wollten, ins Lächerliche zu ziehen. Es wird zwar lautstark (oder teilweise mit weinerlicher Stimme) ein Mitspracherecht verlangt, um gleich anschließend aber auf eben dieses wieder zu verzichten! So hat zum Beispiel die am Podium anwesende Vertreterin der Protestbewegung die Studenten dazu aufgefordert nicht mehr am Hochschuldialog mitzuwirken. Dies war übrigens die selben Person, die kurz vorher erklärt sie möchte nicht mehr an dieser Diskussion teilnehmen zu wollen, weil das Thema sie langweile….

Aber auch die ÖH-Vorsitzende Sigrid Maurer (sollte es nicht richtigerweise Maurer_In heissen?) stelle wieder einmal ihre rhetorischen und politischen Fähigkeiten unter Beweis, als sie mitten im Satz vergaß was sie eigentlich sagen wollte. Anschliessend erwähnte sie dafür es sei positiv, dass Studenten Kurse besuchen, unabhängig davon wie viel Kurse es sind und ob es zu einem Abschluss kommt. Eines muss man ihr lassen, dies ist bisher einer der kreativsten Ansätze die sogenannten Massenstudien zu entlasten – sollen doch die Studenten nur ein paar Lehrveranstaltungen belegen und dann das Studium abbrechen. Aber Moment: Sind nicht die hohen Drop-out Quoten einer der Hauptkritikpunkte an der momentanen Situation?